Wurde die Chance für ein fahrradfreundlicheres Pullach vertan?
„Radfahren ist ebenso wie zu Fuß gehen gesund, schont die Umwelt, erhöht die Lebensqualität in Kommunen. Zudem ist Radtourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Bayern.“
Können Sie diesen Aussagen zustimmen? Das obige Zitat ist ein Auszug aus dem Leitbild der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK).
Das Ziel dieser Arbeitsgemeinschaft ist eine Erhöhung des Radverkehranteils, durch die Bereitstellung einer besseren Fahrradinfrastruktur, durch mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger und die Darstellung der Nutzungsmöglichkeiten des Fahrrads „als selbstverständlicher Teil der Stadt- und Landkreiskultur“.
Mitglieder der AGFK sind zum Beispiel der Landkreis Starnberg, Wolfratshausen, Oberhaching, Planegg, Garching und Unterschleißheim.
Ein Beschlussvorschlag des Umweltamts, die Mitgliedschaft Pullachs in der AGFK zu beantragen, war Teil der Tagesordnung in der Gemeinderatssitzung vom 21. November 2014.
Die Zustimmung des Gemeinderats zum Beschlussvorschlag ist nur eine Formsache, so dachte die GRÜNE Fraktion. Aus nicht nachvollziehbaren oder auch nicht dargestellten Gründen scheiterte dieser Antrag jedoch mit 8 zu 12 Stimmen.
Möglicherweise war dieses Abstimmungsergebnis auch der übervollen Tagungsordnung geschuldet, weshalb Dr. Baasch das Anliegen des Umweltamts nicht mehr vorstellen konnte. Aber wenige Monate zuvor hatte der Gemeinderat der erfolgreichen Aktion Stadtradeln noch mehrheitlich zugestimmt und so ein Zeichen für ein fahrradfreundliches Pullach gesetzt.
Waren es wirklich die 1000€ Jahresbeitrag für die Mitgliedschaft, die eine Zustimmung verhinderten? Einzelne Mitglieder des Gemeinderates meinten, dass dieses Geld für andere Projekte besser angelegt sei. Das ist vor allem deshalb ein nicht nachvollziehbares Argument, da kurz zuvor fast eine halbe Million Euro für die Renovierung eines Fuß-Radweges „freigegeben“ wurden.
Warum wäre eine Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft für Pullach eine Bereicherung gewesen?
Nicht nur in Pullach orientiert sich der Straßenverkehr und die Verkehrsplanung noch immer maßgeblich am „stärksten“ Verkehrsteilnehmer, dem Auto.
Dass diese Form der individuellen Mobilität langfristig durch einen Mobilitätsmix aus Individual-, Nahverkehr, Carsharing, Rad- und Fußverkehr ergänzt werden sollte, ist aus ökologischer, gesundheitlicher und letztlich auch ökonomischer Perspektive naheliegend.
Die Kompetenz und der Sachverstand der in der Arbeitsgemeinschaft organisierten Kommunen hätte auch Pullach geholfen, das Miteinander aller Verkehrsteilnehmer stärker in den Blick zu nehmen und die Gestaltung der Verkehrsinfrastruktur um eine wichtige Perspektive zu erweitern. So gibt z. B. gerade im Hinblick auf die gleichberechtigte Nutzung der Straßen durch Radfahrer und Autofahrer erhebliche Wissensdefizite. „Das Fahrrad ist ein Fahrzeug und gehört daher grund- sätzlich auf die Straße“ (Quelle: Gesamtverband der Versicherungswirtschaft, http://www.udv.de/download/file/fid/8041).
- Wussten Sie, dass Radfahrer nicht verpflichtet sind, Radwege zu benutzen, solange sie nicht mit dem entsprechenden Verkehrszeichen (Nummern 237, 240, 241) beschildert sind?
- Wussten Sie, dass „das Benutzen eines Radweges ist an Kreuzungen mit einem bis zu fünffach höheren Risiko verbunden als das Fahren auf der Fahrbahn“ (Quelle: http://www.adfc-nrw.de/kreisverbaende/kv-bottrop/radverkehr/radwegsicherheit.html)?
Unter anderem um diese wichtigen Informationen zu verbreiten und kreativ in die „Köpfe der Verkehrsteilnehmer“ zu bringen, wäre eine Teilnahme Pullachs an der AFKB besonders wertvoll gewesen.
In unregelmäßigen Abständen wird nun an dieser Stelle die GRÜNE Fraktion Tipps und Informationen rund um den Radverkehr für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Mitbürger abdrucken. Das kann die Mitgliedschaft Pullachs in der AGFK zwar nicht ersetzen, soll aber einen kleinen Beitrag für mehr Miteinander im Straßenverkehr darstellen.
Fabian Müller-Klug, GRÜNE Fraktion im Gemeinderat Pullach.
Feedback, Kritik, Anregungen? Kontakt unter: mail@mueller-klug.de
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