Mit Befremden oder – je nach Temperament – einem gewissen Amüsement kann man zur Zeit beobachten, wie Großbritannien seit drei Jahren versucht die EU zu verlassen, aber einfach nicht dazu in der Lage ist. Die Debatten in Londons Parlament mit ihren jahrhundertealten Ritualen und dem „Ooordeeeer“-schreienden Mr. Speaker wirken für Außenstehende putzig. Für die TeilnehmerInnen sind sie die Hölle.
Doch bevor man auf andere herabsieht, sollte man sich in Pullach an die eigene hoch erhobene Nase fassen. Endlose Debatten unter Ausschluss der Realität sind kein Alleinstellungsmerkmal der Briten. Das können wir schon auch! Seit 10 Jahren versucht der Pullacher Gemeinderat eine Lösung für das vor sich hin verfallende Hallenbad zu beschließen und kann sich einfach nicht entscheiden.
Das Problem mit dem neuen Schwimmbad ist: Die Fraktionen der „Es soll alles so bleiben, wie es immer schon war“-Mentalität können sich ein Schwimmbad nur dort vorstellen, wo es seit 1974 steht. Ein Umzug auf die Luftlinie wenige 100 Meter entfernte „Kuhwiese“ an der Münchner Straße verursacht unauflösbare Gehirnverschlingung.
Jetzt wäre es grundsätzlich ein Einfaches, das alte Schwimmbad abzureißen, um am gleichen Ort ein neues zu errichten. Leider möchte man aber gleichzeitig den Schwimmbetrieb aufrecht erhalten. Während es den privaten Saunegästen zumutbar wäre, für einige Jahre woanders hinzugehen, können das die Schulen und die Pullacher Schwimmvereine mit ca. 850 Mitgliedern nicht. Kinder, die das Schwimmen nicht erlernen, sind in Lebensgefahr, und ob die Schwimmvereine eine mehrjährige Pause ohne Austrocknung überstehen, ist mehr als zweifelhaft!
Aus diesem Grund hatte eine knappe Mehrheit 2017 beschlossen auf der Kuhwiese ein neues Bad zu errichten. Bis zur Eröffnung sollte das alte Bad geöffnet bleiben. Doch genau diesen Beschluss haben WiP und CSU wieder aufgehoben. Jetzt soll das neue Schwimmbad auf der Liegewiese des alten errichtet werden, weil … das schneller und einfacher gehen soll! Und das bei gleichzeitig laufendem Betrieb des alten Bades.
Den Vorschlag vorher zu überprüfen, ob ein Bau auf der Liegewiese technisch möglich ist, haben sie abgeschmettert. Und das trotz der eindringlichen Mahnung der anwesenden, auf Bäderbau spezialisierten Architektin. Auch den Hinweis von Herrn Kotzur, immerhin Leiter der Bautechnik im Rathaus, dass ein Weiterbetreiben des alten Schwimmbads neben der Großbaustelle nicht möglich sein wird, haben sie mit einem Schulterzucken abgetan. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ war der einzige Kommentar.
Politik unter Ausschluss der Realität hat die gleiche Koalition schon im Februar 2016 gemacht. Damals beschlossen WiP, CSU und FDP Container für Flüchtlinge auf die als Biotop ausgewiesenen Grundlbergwiese zu stellen. Auch damals wurde ihnen gesagt, dass das nicht genehmigt werden kann und so kam es auch. Politik unter Ausschluss der Realität hat Großbritannien in die Sackgasse und zu einer dreimaligen Verschiebung des Brexits geführt. Der Bau des Pullacher Schwimmbads ist mit der Entscheidung vom letzten Dienstag ebenso in der Sackgasse gelandet. Auf der Liegewiese wird das neue Bad nie stehen. Und wenn die Mehrheit im Gemeinderat auch so weit sein wird, das einzusehen, werden die Möglichkeiten für einen Neubau ohne vorherige Schließung des alten Bads schlechter sein denn je.
Die Vereine und die Schulkinder werden (es) ausbaden müssen.
Holger Ptacek Fabian Müller-Klug
(Sprecher SPD Fraktion) (Sprecher Grüne Fraktion)

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