„We are trying to be a human being again“ – so die bewegenden Worte eines anwesenden Flüchtlings – unter dieses Motto könnte man die Informationsveranstaltung der Gemeinde Pullach stellen, die am Montag, den 13. Juli im Bürgerhaus unter großem Interesse der Pullacher Bevölkerung stattgefunden hat.

Die Menschen und Organisationen, die einen Beitrag dazu leisten, den in Pullach untergebrachten Flüchtlingen ein Stück weit ihre Würde wieder zu geben, waren bei dieser Veranstaltung anwesend.
- Dazu gehört die 1. Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund, die in vielen Gesprächen vor Ort in der Turnhalle oder als Leiterin der Verwaltung mit dieser gemeinsam einen Beitrag zu einer angemessenen Unterkunft der Flüchtlinge leistet und dabei die Anliegen der BürgerInnen nicht aus dem Blick verliert.
- Da ist der Landrat Christoph Göbel, der sehr engagiert, aufrichtig und erfolgreich die für ihn selbstverständliche Aufgabe einer humanen Behandlung und angemessenen Unterbringung sowie Betreuung der Asylbewerber organisiert.
- Da ist die Vertreterin des Helferkreises in Pullach, Sabine Horak, der mit den inzwischen über 80 Ehrenamtlichen vielfältige Unterstützung leistet und die so notwendige Schnittstelle zwischen Pullacher BürgerInnen und den Flüchtlingen darstellt.
- Da ist der Vertreter der Polizei, Andreas Aigner, der von der Arbeit seiner Beamten berichtet, die sich mit viel Fingerspitzengefühl der kleineren und größeren Probleme der Flüchtlinge untereinander oder zwischen BürgerInnen und Flüchtlingen annehmen.
- Da ist die Vertreterin von REFUGIO München, Anni Kammerlander, die von den Unterstützungsangeboten für Flüchtlinge und den psychischen und physischen Problemen der Asylbewerber berichtet.
- Und da sind nicht zuletzt die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Pullach, die den Flüchtlingen ein freundliches Willkommen bereiteten.
Die durch GRin Caroline Voit souverän moderierte Veranstaltung konnte in einer konstruktiven Atmosphäre viele Informationen vermitteln und ermöglichte auch einen Ausblick auf kommende Entwicklungen in Pullach.
So teilte Susanna Tausendfreund die Zusage des Landrats mit, dass die Turnhalle, die als NOT-Unterkunft genutzt wurde, zum nächsten Schuljahr wieder frei sein und für den Unterricht zur Verfügung stehen werde.
Pullach wird wohl, so Tausendfreund und Göbel, auf dem Gelände der Burg Schwaneck eine Containeranlage errichten, in der unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht und von Trägern der Jugendhilfe rund um die Uhr betreut werden sollen.

Prognosen zur weiteren Entwicklung seien nach Landrat Göbel nicht möglich, er glaube jedoch, dass sich die Anzahl der aufzunehmenden Flüchtlinge so schnell nicht verringern wird. Er wies darauf hin, dass die Zahlen der aufzunehmenden Asylbewerber während des Balkankonfliktes in den 90er Jahren deutlich höher gewesen seien. Langfristig muss also, so Tausendfreund, eine weitere Unterbringungsmöglichkeit auf Pullacher Gemeindegebiet zumindest bedacht werden.
Landrat Göbel bestärkte im übrigen das Engagement des Helferkreises, den Flüchtlingen die deutsche Sprache zu vermitteln. Eine möglichst schnelle, vor allem sprachlich basierte Integration sei ein notwendiges Element, ungeachtet der späteren Anerkennung oder Ablehnung des Asylantrags.

Wichtig waren auch noch die Informationen über die psychischen und physischen Folgen der Flucht, die Frau Kammerlander darstellte. Neben Schlafstörungen, nächtlichem Schreien und Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen sind sogenannte Flashbacks besonders qualvoll. Hier erleben traumatisierte Menschen einzelne Situationen aus Folter, Flucht oder Vertreibung detailliert wieder. Schließlich seien aber auch die verordnete Untätigkeit (Flüchtlinge dürfen in den ersten Monaten keine beruflichen Tätigkeiten aufnehmen) und die langandauernde Unsicherheit über die Ablehnung oder Anerkennung des Asylantrags besonders belastend.
Fazit: Alle geben ihr Bestes, so dass Flüchtlinge sagen können: „We are trying to be a human being again“.
Die Pullacher wurden übrigens von den muslimischen Flüchtlingen herzlich eingeladen, das Fastenbrechen am Freitag gemeinsam mit ihnen zu feiern.
Fabian Müller-Klug
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