In der öffentlichen Diskussion zur Erreichung der Klimaziele bekommt der Gebäudesektor zunehmende Aufmerksamkeit. Dabei steht der Energiebedarf für Raumwärme und Warmwasseraufbereitung berechtigterweise im Fokus. In Deutschland werden ca. 30% des Endenergieverbrauchs hierzu benötigt und heute überwiegend aus fossilen Energieträgern erzeugt.
Schon seit etlichen Jahren werden deshalb verstärkt Maßnahmen ergriffen, diesen enormen Energiebedarf durch Effizienzmaßnahmen zu senken. Entsprechende verbindliche Standards für Neubauten (Niedrig-Energie-Häuser) sind inzwischen etabliert und werden weiter verschärft. Im Gebäudebestand sehen wir uns allerdings immer noch mit einem hohen Sanierungsbedarf konfrontiert.
Beim Ersatz der für Wärme verwendeten fossilen Energieträger sieht die Situation in Deutschland nicht so rosig aus. Die aktuelle politische Krise in der Ukraine zeigt allzu deutlich unsere Abhängigkeit vom Erdgas. In Pullach können wir aufgrund des stetig verfolgten Ausbaus der Geothermie deutlich entspannter auf die Versorgungssicherheit mit Wärme schauen. Mit der Geothermie sorgt Pullach aber nicht nur für mehr Unabhängigkeit vom Erdgas, sondern macht auch einen ganz wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralität auf kommunaler Ebene. Mit der Geothermie wurden alleine im vergangenen Jahr to CO2 eingespart.
Neben dem Energieverbrauch in der Gebäudenutzung wird ein weiterer Aspekt zu den Klimaauswirkungen durch den Gebäudesektor oft vergessen: das sogenannte graue CO2 bei der Gebäudeerrichtung, also die Klimaauswirkungen durch die Herstellung der verwendeten Baustoffe sowie der Energiebedarf während der Bauphase. Als besonders klimaschädlich zeigen sich hier die Verwendung von Stahl und Zement, also von Beton. Die Zementherstellung ist, je nach Rechenweg und einbezogenen Produktionsprozessen, verantwortlich für 4 bis 8 % der weltweiten CO2-Emissionen. Wäre die Zement-Industrie ein Staat, sie läge bei den CO2-Emissionen an dritter Stelle, hinter China und den USA.
Diese Zahlen zeigen, dass im Gebäudesektor neben der „Wärmewende“ auch eine „Bauwende“ dringend erforderlich ist. Mit der Verwendung von nachwachsenden Baustoffen wie Holz, Bambus und organischen Dämmstoffen können und müssen wir den Gebäudeneubau vom CO2-Emittenten zu einer CO2-Senke transformieren. Aber auch die Weiterverwendung bestehender Gebäude statt Abriß ersparen CO2 Emissionen und sorgen zudem noch oft für den wünschenswerten Erhalt des Ortsbildes.
Die Pullacher Grünen möchten hierzu auf kommunaler Ebene Zeichen setzen: Die Verwendung von nachwachsenden Baustoffen sollen in der Klimaschutzförderung der Gemeinde besser verankert werden und wir wollen einen Preis für beispielgebende Bauprojekte ins Leben rufen.
Autor
Dr. Peter Bekk
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