Bürgerräte. Eine Studienreise.

„Ich habs mir nicht vorstellen können, dass das was bringt“.

Diesen Satz hörten die Mitglieder des Pullacher Gemeinderats bei ihrem eineinhalbstündigen Besuch beim Bürgermeister von Egg in Vorarlberg nicht nur einmal, sondern mehrfach. Herr Dr. Sutterlüthy berichtete der Pullacher Besuchergruppe von den Ergebnissen eines Bürgerrats zum Thema Ortszentrum in Egg aus dem Jahr 2016. Er war immer noch verblüfft über die guten Empfehlungen, die in einem eineinhalb Tage dauernden Bürgerrat entwickelt worden sind – von einer Gruppe von Bürgerinnen und Bürger seiner Gemeinde, die nach dem Zufallsprinzip eingeladen worden waren. Es waren also weder Expert*innen noch Vertreter*innen von Interessensgruppen. Die Empfehlungen waren in einem „Bürgercafé“ breit diskutiert und dann vom Bürgermeister und dem Gemeinderat umgesetzt worden, das jüngste Projekt steht jetzt – 8 Jahre nach dem Bürgerrat – kurz vor der Fertigstellung, zahlreiche Einzelmaßnahmen sind bereits umgesetzt. Und immer wieder fiel der Satz: „Ich hab nicht gedacht, dass das wirklich was bringen wird. Aber es ist so“.

Die Studienreise nach Vorarlberg, angestoßen vom grünen Gemeinderatsmitglied Peter Bekk, fand Mitte November statt. Gemeinderäte und -rätinnen der SPD, der CSU, von Pullach Plus und den Grünen fuhren mit, ebenso Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund, der Leiter der Abteilung Planen, Bauen, Umwelt, Markus Ludwig, und zwei Herren der Agenda21. Am Vormittag stellten uns Mitarbeitende des Bregenzer Büros für Freiwilliges Engagement und Beteiligung (FEB) die Grundzüge des Vorarlberger Modells der Bürgerräte vor, das seit einigen Jahren in der Vorarlberger Landesverfassung verankert ist. Wir Gäste aus Pullach kamen aus dem Staunen nicht raus: Aha, wenn die Beteiligten eines Bürgerrates nach dem Zufallsprinzip aus der Einwohnermeldedatei ausgewählt werden, kommt man tatsächlich zu einer guten Mischung aus allen Alters- und Sozialgruppen. Wie, der Beratungsprozess im Bürgerrat dauert nur eineinhalb Tage? Na sowas, die Moderationsmethode der Dynamic Faciliation ermöglicht, dass jede und jeder wirklich gehört wird und verhindert gleichzeitig erfolgreich, dass sich die Gruppe in einem unproduktiven Schlagabtausch von Meinungen festbeißt?

Klar, dass unsere Neugierde auf ein Praxisbeispiel riesig war. Das durften wir dann am Nachmittag erleben, im Gespräch mit Bürgermeister Dr. Sutterlüthy in Egg, das uns wirklich alle begeisterte. Zwei Mitarbeitende des FEB begleiteten uns nach Egg und gaben uns ergänzend Einblicke auf einer Webseite, die die Arbeit der Bürgerräte im Nachgang begleitet und auch weiterführt. Beeindruckend fanden wir die Vielfalt und Breite der Fragestellungen, mit denen das FEB mittlerweile Erfahrungen gesammelt hat.

Diese Studienreise hat sich echt gelohnt, da waren wir Gäste aus der Pullacher Kommunalpolitik uns völlig einig. Und wir sind entschlossen, auch in Pullach diesen vielversprechenden Weg der Bürgerbeteiligung zu nutzen.

Renate Grasse und Andreas Most, Gemeinderäte

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